Das Tal der Zauberer
Ein Szenario für DSA-Gruppenabenteuer jeder Stufe
Die Geschichte
Lasset mich berichten von den Begebenheiten, die sich zugetragen haben im Herzogtume Ered Romen vor gar nicht allzulanger Zeit. Dort regierten der Herzog Umbar und seine Frau Almerel weise und gerecht, und ihr Volk ward glücklich und froh. »Halt«,werdet Ihr nun einwenden, »so enden Märchen, aber beginnen keine Geschichten!« Und Ihr habet recht, denn ich vergaß zu erzählen, dass nicht nur eitel Sonnenschein im Herzogtume herschte. Der Herzog und seine Gemahlin sehnten sich schon seit langen Jahren nach einem Kinde, aber ihr Wunsch wurde nicht erhört. In seiner Verzweiflung holte der Herzog schließlich die geheimnisumwitterte Wahrsagerin Andune an seinen Hof, und das ward der Anfang vom Ende.
Zunächst schien sich alles prächtig zu entwickeln, denn schon bald nach der Ankunft der Wahrsagerin in Ered Romen ward die Herzogin froher Hoffnung. Die Monate gingen ins Land, und der Tag der Geburt rückte näher. In freudiger Erwartung schmückten die Leute ihre Stadt Valgond unterhalb des Schlosses und bereiteten alles für ein großes Fest vor.
Doch dann fiel ein Schatten auf das Herzogtum. Am Abend der Mittsommernachtswende zogen dunkle Wolken, hoch wie Berge, auf. Blitze zuckten im Himmel, ein fürchterlicher Sturm fegte über das Land hinweg und Hagel prasselte hernieder, als Almerel in den Wehen lag. Des Nachts kamen in einer gar schweren Geburt Zwillinge, ein Mädchen und ein Junge, auf die Welt, doch das Leben der Herzogin konnte nicht gerettet werden. Der Herzog ward in dieser schicksalshaften Nacht hin und her gerissen zwischen Trauer und Freude. Umbar nannte seine beiden Kinder Lomerel und Lomir, Tochter der Nacht und Sohn der Nacht, um ewig an diese Nacht zu erinnern.
Lasset mich erzählen, was weiterhin geschah. Andune nutzte die Gelegenheit und legte ihren faulen Zauber auf Umbar, denn sie war eine Hexe und die geheime Verbündete des Grafen Merydor, eines erbitterten Feindes des Herzogs. Sie säte Zwietracht zwischen dem Herzog und seinen Kindern und umgarnte ihn mit ihrer Magie, um den Platz von Almerel einzunehmen.
Die Hofdame Regina nahm sich der Kinder an und schützte sie vor Andune. Sie konnte allerdings den Zwist zwischen den Geschwistern, der sich ohne Zutun von Andunes Zauberei einstellte, nicht verhindern. Mir kam zu Ohren, dass der Zwist darauf beruhte, dass Lomir Lomerel nacheiferte, aber Lomerel immer einen Schritt voraus ward. Das Schicksal wollte es, dass selbst bei der Geburt Lomerel einige Minuten schneller ward als Lomir. Der Zwist zwischen Lomerel und Lomir verschlimmerte sich im Laufe der Zeit immer mehr, und die Leute sagten zu ihren Kinder, wenn sie sich balgten: »Passt auf, dass ihr nicht wie Lomerel und Lomir werdet!«
Die Kinder wuchsen heran, und ebenso wuchs der Einfluss von Andune auf Umbar. Der Riss zwischen dem Herzog und seinen Kindern vertiefte sich zusehends. Nach einem heftigen Streit mit ihrem Vater am Vorabend ihres siebzehnten Geburtstages, verschwand Lomerel einige Stunden später im Nebel des Morgengrauens. Lomir, dem seine Schwester wieder einmal zuvorgekommen war, packte ebenfalls seine Siebensachen und flüchtete einen Tag später aus dem Schloss.
Die Wahragerin und Hexe Andune aber zeigte nun ihr wahres Antlitz und begann die Geschicke des Herzogtums in ihre Hände zu nehmen. Umbar, inzwischen ein gebrochener, von allen verlassener Mann, verstarb kurze Zeit darauf vor Gram. Andune soll, so munkelt man, dabei mitgeholfen haben, denn, so heißt es, sofort nach dem Ableben des Herzogs stieg ein Rabe vom Schloss auf, der in die Richtung der Grafschaft von Merydor davonflatterte …
Merydor hatte leichtes Spiel, seine Truppen besetzten Ered Romen in Windeseile. Die führungslos gewordenen Verteidiger boten kaum Widerstand. Was nun folgte, ward eine düstere Zeit für das Herzogtum. Der Graf regierte mit Schrecken und Furcht und beutete das Volk gnadenlos aus. So ging es für viele bittere Jahre, bis sich ein Hoffnungsschimmer abzeichnete:
Lomerel kehrte zurück, und aus ihr ward in der Zwischenzeit eine mächtige Zauberin geworden, deren Befehl sich sogar der Wind und das Wasser beugten. Aber ihre Macht ward nicht groß genug, um den Grafen zu vertreiben. Denn dort, wo einst das Schloss gestanden, erhob sich nun eine dunkle, zinnenbewehrte Festung. Aber wie durch einen Wink des Schicksals kehrte kurze Zeit später auch Lomir zurück. Auch aus ihm ward ein mächtiger Zauberer geworden, ein Meister des Feuers und der Erde. Aber auch er ward gegen den Grafen glücklos und musste sich zurückziehen wie seine Schwester vor ihm.
Nach einigen vergeblichen Anläufen geschah das Unfassbare, zum ersten Mal in ihrem Leben einigten sich Lomerel und Lomir und griffen den Grafen gemeinsam an. Die Schlacht tobte hin und her, und mit der Macht über alle vier Elemente erschütterten die Geschwister sogar die Fundamente der Festung. Der Graf und Andune mussten sich schließlich geschlagen geben, und das Herzogtum war befreit.
Lomerel und Lomir fassten den Entschluss, das Schloss neu zu errichten, und das ward das Ende vom Neuanfang. Der alte Zwist kam wieder zum Vorschein und die Geschwister zerstritten sich heillos. Auch über das Erbe ihres Vaters erzielten sie keine Einigung. Lomerel erhob als Erstgeborene Anspruch auf das Herzogtum. Lomir widersprach mit der Begründung, dass noch nie eine Tochter eines Herzogs von Ered Romen den Titel geerbt hätte.
Lomerel ließ das Schloss wieder aufbauen und nannte sich fortan »wahre und einzige Herzogin von Ered Romen«. Lomir ließ sich auf der gegenüberliegenden Seite der Stadt auf einer Erhebung einen Trutzturm bauen und nannte sich fortan »echter und alleiniger Herzog von Ered Romen«. Das ward die Geschichte, die ich Euch erzählen wollt'. Ach ja, Ihr habet recht, das Ende fehlet noch: …und wenn sie nicht gestorben sind, dann streiten sie noch heute.
Und nun?
Nun ist es an Ihnen, in diesem Setting eine Aufgabe für die Helden anzusiedeln. Hier ein paar Ideen:
- Die beiden Geschwister werben die Helden jeweils als Spion an, so dass sie als Doppelspione fungieren.
- Einer der Geschwister möchte, dass die Helden etwas vom anderen stehlen / zurückholen.
- Die Bürger des Tals haben die Schnauze voll und bitten die Helden um Vermittlung zwischen den Geschwistern, um die Steuerlast zu senken.