Aleatorische Gedichte
oder
Begrenzter Zufall zur Imitation von Kunst

(Peter Diefenbach, 1987)

Inhalt


Einleitung

Jedes der beiden folgenden Gedichte wurde mit einem einfachen, von mir geschriebenen  Programm erzeugt, sie ließen sich auch mit Würfeln, einem Blatt Papier und einer Anleitung von etwa 2 Seiten erzeugen.

Der Wortschatz jedes Programms liegt nur bei etwa 100 Wörtern und Floskeln, ließe sich jedoch erweitern. Die Bedeutungen der Wörter werden nicht beachtet, das Programm kann also in keiner Weise »denken« oder kreativ werden. Es verlässt sich völlig darauf, dass der Leser der Gedichte einen Sinn in die Wörter interpretiert.

Gedicht ohne Reim

Bliebe die Erde …
Der Urknall ist hell …
Keine Maus bleibt löchrig …
Kein Acker steigt deutlich löchrig seit Anbeginn …
Denn ein Licht warnt matt!
Wäre der Mensch …
Steigt eine Sonne ruhig in tiefem Schlaf!
Ruht kein Gestein reich auf Ewigkeit!
Plätschert die Sonne in tiefem Schlaf …
Wäre der Stein verschleiert edel!
Pleite strahlt kein Gott …
Geknickt erzählt immer jeder Gott.

Gedicht mit Reimschema abab, aber festgelegtem Satzbau

Jede Anomalie ruht verbannt!
Die Achtung sei diese Phantasie.
Auf Ewigkeit wartet jede Vergangenheit bekannt!
Daher wäre jene Antipathie diese Hierarchie.
So eine Zeit vergeht besonders dominant.
So eine Einigkeit wäre jene Phantasie!
Wann entsteht deine Kühnheit ignorant?
Vielleicht war eine Menschheit deine Harmonie!
Keine Sympathie entsteht kaum elegant …
Diese Anomalie sei diese Antipathie.
Oft strahlt keine Zeit dominant …
Wo bleibt deine Vergangenheit deine Energie?

 Hier können Sie diese Programme in Aktion sehen.


Auswahl aleatorischer Gedichte

Für die folgenden Gedichte habe ich als Bausteine Zeilen und Strophen dieser Programme verwendet und so umgruppiert, dass die Gedichte so etwas wie eine Aussage oder ein Thema enthalten.

Zeit und Handlung

Keine Kühnheit wartet allzu unglaublich!
Keine Phantasie sei eine Hierarchie …
Wodurch wartet die Schönheit göttlich?
Schließlich wäre die Zeit eine Monotonie!
Deine Verleugnung verrinnt vergeblich!
So eine Wahrheit sei so eine Schönheit …
Wann wartet so eine Vergebung göttlich?
Jedoch war jene Ewigkeit diese Einigkeit!
Diese Monotonie leuchtet überaus unermesslich!
Die Parodie sei so eine Verleugnung!
Trotzdem ruht eine Harmonie unsterblich.
Oft sei jede Kühnheit so eine Vernichtung.

Ataris Ästhetik

Die Ewigkeit verrinnt unermesslich …
Eine Sympathie bleibt eine Vergangenheit.
Daher klagt eine Parodie unheimlich!
Bisweilen wäre so eine Geltung keine Kühnheit.
Keine Geltung warnt überaus tolerant …
Eine Parodie wäre jene Antipathie!
Seit Anbeginn endet jede Harmonie verkannt …
Wodurch ist diese Menschheit jene Monotonie?
Die Geltung verrinnt besonders bekannt!
Diese Läuterung wäre so eine Energie!
Selten verrinnt deine Monotonie tolerant.
Vielleicht wäre diese Anomalie jede Hierarchie!

Moralphilosophe

Deine Energie leuchtet besonders verkannt!
Keine Menschheit sei die Läuterung.
Wo endet die Autonomie ignorant?
Seit Anbeginn bleibt eine Ewigkeit so eine Deutung …
Eine Einigkeit ruht kaum phantastisch!
Eine Gottheit bleibt jede Verleugnung …
Daher strahlt eine Schönheit deutlich!
Schließlich ist eine Autonomie eine Entstehung …
So eine Gottheit stirbt kaum markant!
Jede Wahrheit ist jede Phantasie!
Seit Anbeginn verrinnt jede Deutung tolerant!
Wo wäre eine Geltung jede Sympathie?

Endzeitstimmung

Verschleiert bliebe ein Stern …
Matt bleibt ein Himmel …
Erzählt ein Engel …
Jede Maus wäre grau.
Arm plätschert die Wüste …
Denn bliebe eine Erde?
Wäre die Erde pleite auf Ewigkeit?
Schweigt jedes Licht?
Jeder Himmel strahlt leise.
Der Mensch leuchtet edel?
Denn strahlt ein Gestein …
Warnt jeder Gott …

Esoterische Steiner-Parodie

Zieht ein Gott majestätisch!
Der Engel leuchtet schweigsam …
Schweigsam schweigt jeder Stern.
Denn schweigt vielleicht der Gott seit Anbeginn?
Jeder Gott ist verschleiert edel …
Doch deutlich wäre jeder Mensch klar!
Bliebe der Himmel?
Kein Mensch bleibt klar seit Anbeginn?
Nicht blickt die Sonne?
Bleibt kein Urknall?
Sei seit Anbeginn der Stern?
Rauscht ein Licht …

Im Morgengrauen

Schon duftet ein Wald immer löchrig in tiefem Schlaf?
Unruhig rauscht nun keine Blume!
Bleibt in tiefem Schlaf eine Höhle?
Doch eine Welle ruht schweigsam …
Rauscht jedes Gestein reich im Morgengrauen!
Summt jede Blume grau im Morgengrauen!
Jagt jeder Mensch grün im Morgengrauen!
Schweigt ein Friede im Morgengrauen?
Auch zieht eine Sonne …
Unruhig jagt vielleicht ein Vogel!
Jagt vielleicht keine Maus?
Oder rauscht jede Welle …
Klar wartet nun der Wald!
Ruht in tiefem Schlaf ein Himmel immer grau?
Steigt ein Himmel nie schwarz!
Oder ein Acker atmet matt?
Reich steigt ein Friede.
Der Mond blickt majestätisch!
Leuchtet die Blume in tiefem Schlaf?
Schon rauscht kein Mond majestätisch im Morgengrauen!
Bliebe der Stern auf Ewigkeit …

Anleitung zum Erstellen einfacher aleatorischer Gedichte

Mit dieser Anleitung kann man Gedichte ohne Reim wie die oben erzeugen. (Nicht ganz die selben, denn ich habe diese Anleitung etwas angepasst.)

Du brauchst: Einen Würfel, ein Blatt Papier und einen Stift.

Du beginnst, Zeilen zu erzeugen, und schreibst diese auf. Was Du dann mit diesen Zeilen anstellst, ist Dein Bier. Du kannst zum Beispiel die erstellten Sätze sammeln und zu versuchen, sie so anzuordnen, dass das Endprodukt einen »Sinn« ergibt. Oder Du kannst mehrere Sätze einfach niederschreiben das reine Zufallsprodukt einem Deutschlehrer vorlegen.

Dieses Spiel ist natürlich nur ein Vorschlag. Wer will, kann beliebig an der Anleitung, an den Satzkonstruktionen oder an den Wörtern und Floskeln herumexperimentieren. Viel Spaß damit!

Wie man Zeilen erzeugt

Zuerst musst Du den Satzbau auswürfeln. Da ich zu faul war, mir sechs Satzbaukonstruktionen auszudenken, musst Du so lange würfeln, bis Du eine 1, 2, 3 oder 4 gewürfelt hat.

Je nach Wurf hast Du nun folgenden Satzbau:

1 Intro, Subjekt, Prädikat, Ergänzung1, Adverb, Ergänzung2.
2 Intro, Ergänzung1, Prädikat, Subjekt, Adverb, Ergänzung2.
3 Intro, Prädikat, Ergänzung1, Subjekt, Ergänzung2.
4 Intro, Adverb, Prädikat, Ergänzung1, Subjekt, Ergänzung2.
5 Nochmal würfeln, bis Zahl 1-4 fällt.
6 Nochmal würfeln, bis Zahl 1-4 fällt.

Das heißt, wenn Du z.B. eine 3 gewürfelt hast, dass Du dann das tun musst, was unter Intro steht, dann das, was unter Prädikat steht, dann Ergänzung1, danach Subjekt und schließlich Ergänzung2.

Am Ende hast Du einen ganzen Satz da stehen, den Du noch mit einem Satzzeichen versehen kannst.

Intro:

Würfle einmal. Wenn die Zahl größer als 2 ist, bist Du mit Intro fertig. Denn da ich mir nicht so viele Intros ausgedacht habe, ist es besser, wenn nur ein paar Sätze ein Intro bekommen. Wenn Du jedoch eine 1 oder 2 gewürfelt hast, würfle noch einmal. Je nach Wurf schreibe folgendes Wort:

1 2 3 4 5 6
Doch Denn Schon Und Oder Auch

Fertig mit Intro.

Subjekt:

Zuerst darfst Du den Artikel aussuchen. Dazu würfle einmal und merke Dir je nach Wurf den folgenden Artikel:

1 2 3 4 5 6
der ein jeder kein manch ein unser

(Diesen Artikel musst Du gleich noch dem Geschlecht anpassen.)

Nun bestimmst Du das Substantiv selber, indem Du zweimal würfelst. Der erste Wurf gibt die Zeile, der zweite Wurf die Spalte an. Nun siehst Du in der Subjekt-Tabelle in diese ausgewürfelte Zeile und Spalte und merkst Dir auch dieses Wort.

1 2 3 4 5 6
1 Wald Mond Wiese Himmel Stern Sonne
2 Vogel Baum Hase Blume Wolke Häuschen
3 Igel Meer See Bach Luft Erde
4 Hitze Wärme Kühle Schnee Nebel Regen
5 Blitz Windhauch Sturm Gras Acker Ähre
6 Stille Friede Klang Biene Weite Langeweile

Passe jetzt den Artikel dem Geschlecht des Subjektes an und schreibe dann beide Wörter hin.

Damit bist Du fertig mit Subjekt.

Prädikat:

Würfle zweimal. Der erste Wurf gibt die Zeile, der zweite Wurf die Spalte an. Sieh in der Verb-Tabelle in dieser Zeile und Spalte nach und schreibe dieses Wort hin. Damit bist Du schon fertig mit dem Prädikat.

1 2 3 4 5 6
1 ruft schweigt schwelgt wartet schreit singt
2 ruht rauscht liegt schwebt brütet fällt
3 steigt läuft wandert zieht fliegt reift
4 reißt kriecht wächst schrumpft steht stirbt
5 erstirbt erklingt entsteht bleibt weiß war
6 blieb rief ächzte summte flog fiel

Adverb:

Würfle einmal für die Zeile und einmal für die Spalte. Ein »-« an der Stelle heißt, dass Du kein Adverb in den Satz einfügst.

1 2 3 4 5 6
1 hell matt klar löchrig ruhig reich
2 arm edel grau leise lärmend -
3 - - - - - -
4 - - - - - -
5 - - - - - -
6 - - - - - -

Fertig mit Adverb.

Ergänzung1:

Würfle zuerst einmal aus, ob diese Ergänzung in den Satz kommt oder nicht. Ist die Zahl größer als 2, dann bist Du mit Ergänzung1 fertig, denn die Ergänzung kommt nicht rein.

Hast Du aber eine 1 oder 2 gewürfelt, dann würfle gleich noch einmal und schreibe je nach Wurf das Wort hin:

1 2 3 4 5 6
nie manchmal vielleicht nun verschleiert deutlich

Damit ist auch Ergänzung1 erledigt.

Ergänzung2:

Würfle zuerst einmal aus, ob diese Ergänzung in den Satz kommt oder nicht. Ist die Zahl größer als 2, dann bist Du mit Ergänzung2 fertig, denn die Ergänzung kommt nicht rein.

Hast Du aber eine 1 oder 2 gewürfelt, dann würfle gleich noch einmal und schreibe je nach Wurf die folgende Floskel hin:

1 2 3 4 5 6
seit Anbeginn auf Ewigkeit im Morgengrauen im Abendrot in tiefem Schlaf in Gedanken versunken

Das war Ergänzung2.